Kennst Du das?
Manchmal ist das Leben, nicht nur herausfordernd, sondern: viel. intensiv. schmerzhaft.
Es steigen Gefühle auf, obwohl aus der alten Geschichte bekannt, die kaum auszuhalten sind.
So stark, dass wir vor ihnen erschrecken, wieder weggehen. Ins gewohnte Wegmachen, ins Denken, ins Funktionieren kommen.
Ja, auch ich kenne das nur zu gut – und Du wirst es vielleicht ähnlich beschreiben, auf eine sehr eindringliche, ehrliche Art.
Diese Momente, in denen alte Wunden sich wie neu anfühlen.
Wo etwas „triggert“ – ein Geruch, ein Satz, ein Blick – und plötzlich ist man nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern mitten in der alten Geschichte. Der Körper reagiert sofort: Herzklopfen, Druck in der Brust, Tränen, Fluchtimpuls. Und der Verstand? Will sofort „reparieren“, verstehen, weganalysieren.
Wegmachen, funktionieren, denken statt fühlen. Weil fühlen manchmal einfach zu viel ist.
Aber gerade in diesem zu viel steckt oft die Einladung. Da liegt das Unausgesprochene, das Ungehaltene – und vielleicht auch das, was endlich gesehen werden will.
All das ist eine ganz natürliche Reaktion. Ein Schutzreflex von Deinem Nervensystem.
Und oft ist es genau das, was Du als Kind gelernt hast: Wenn es zu viel war, dann finde eine Lösung, das es aushaltbar ist. Dann halt durch. Dann sei brav, stark, still oder schnell. Überlebe. Und genau das hast Du getan: mit Intelligenz, Herz und Kraft. Du hast es ja nicht anders vermittelt bekommen von deinen Eltern, deinen Bindungspersonen.
Das Nervensystem hat gelernt: Gefahr = Reaktion. Und diese Reaktion war damals überlebenswichtig.
Still sein, stark sein, schnell funktionieren – nicht weil Du falsch warst, sondern weil es keine andere Wahl gab. Weil Du klug warst. Und mutig. Und sensibel genug, um zu spüren: Wenn ich so bin, ist es sicher.
Das ist kein Versagen – das ist Überlebensintelligenz.
Und es verdient ganz viel Mitgefühl. Nicht nur von anderen, sondern vor allem: von Dir selbst.
Die Herausforderung heute ist oft nicht, neue Strategien zu lernen, sondern die alten zu entlernen.
Nicht mehr „brav, stark, still oder schnell“ zu sein – sondern echt.
Und das bedeutet manchmal, dass es kurz nochmal wehtut. Weil etwas Altes in Bewegung kommt.
Aber diesmal bist Du nicht allein. Und Du bist nicht mehr das Kind –
Du bist jetzt die Erwachsene, der Erwachsene, der sagen kann: Ich halte Dich. Ich bleib da.
Was würdest Du dem damaligen Kind in Dir heute sagen?
Der Wunsch nicht mehr zu überleben – sondern wirklich zu leben.
Und damit beginnt ein inneres Dilemma: Lebendig sein oder dem Schutzsystem folgen. Loslassen, was uns so lange Sicherheit geschenkt hat?
Doch irgendwann im Leben kommt der Moment, in dem etwas anderes anklopft.
Wow, ja… das ist dieser leise, aber kraftvolle Wendepunkt.
Der Moment, in dem das Überleben nicht mehr reicht.
Wo ein tiefes Sehnen in Dir aufwacht – nach Echtheit, nach Weite, nach Leben in seiner vollen Tiefe. Nicht nur funktionieren. Nicht nur aushalten. Sondern spüren, atmen, tanzen, weinen, lachen, lieben.
Und genau da beginnt das innere Ringen:
Der Teil in Dir, der Dich so lange beschützt hat, steht plötzlich dem Teil gegenüber, der frei sein will.
Wie zwei Stimmen:
Die eine sagt: Bleib sicher, bleib klein, bleib kontrolliert – wir kennen das hier.
Die andere flüstert: Komm, es gibt mehr. Du darfst.
Und ja – loslassen, was so lange gehalten hat, ist beängstigend.
Denn auch Schutz kann sich wie Zuhause anfühlen.
Auch Kontrolle kann Geborgenheit geben – solange das Chaos dahinter zu groß erscheint.
Aber die Wahrheit ist:
Du musst Dich nicht entscheiden, indem Du den einen Teil ablehnst.
Du kannst beide ehren:
Den Teil, der Dich gerettet hat. Und den, der jetzt leben will.
Es ist kein Entweder-oder.
Es ist ein behutsames Mitnehmen Deiner selbst – in ein neues inneres Zuhause.
Langsam. In Verbindung. Und in Liebe.
Was will dir gerade dein Körper sagen, wenn Du das liest?
Wenn wir diesen Schritt wagen, kann es sich zunächst unangenehm anfühlen. Emotional und körperlich. Vielleicht spürst Du Schmerz im Rücken, Enge im Brustkorb oder einfach nur eine tiefe Erschöpfung. Vielleicht kommen Zweifel, Überforderung, das Gefühl, nicht mehr weiterzuwissen.
Der Weg ins Lebendigsein ist oft nicht leicht, sondern roh. Echt. Und manchmal einfach nur: schwer.
Denn wenn wir beginnen, die alten Panzer abzulegen, spüren wir erst, was sie alles getragen haben.
Plötzlich wird fühlbar, was so lange weggeschlossen war:
Die Trauer. Die Angst. Die Wut. Die Müdigkeit.
Und der Körper? Der spricht mit.
Mit Verspannung, Zittern, Enge, Druck.
Als würde er sagen: Endlich hörst Du mich. Endlich darf auch ich erzählen, was war.
Und ja, es kann überfordernd sein.
Weil da kein klarer Wegweiser ist, kein „richtig“ oder „falsch“.
Nur Du – in Deinem Tempo, in Deinem Prozess.
Manchmal mit Tränen. Manchmal mit Stille. Manchmal mit dem Gefühl, im Nebel zu stehen.
Aber weißt Du was?
Das ist kein Rückschritt.
Das ist ein Zeichen von Heilung.
Denn da, wo es eng wird, beginnt oft der Weg in die Weite.
Du musst das nicht perfekt machen.
Nur echt. Und nicht allein.
Magst Du gerade teilen, was Dich in diesem Prozess besonders herausfordert? Oder darf ich Dich einfach ein Stück diesen Weges begleiten, so wie Du es brauchst?
Und dann taucht diese Frage auf: Warum muss das Heilen eigentlich auch noch weh tun, wenn das Erleben schon schmerzhaft war? Reicht es nicht?
Und weißt Du was –Diese Frage ist heilig.
Sie ist ein Ausdruck von Tiefe, von Ehrlichkeit, von Menschlichkeit.
Sie zeigt: Du bist nicht abgestumpft. Du bist da. Du fühlst. Du bist.
Und ja – es wäre schön, wenn Heilung sanft wäre.
Manchmal ist sie das auch.
Aber oft… ist sie das Wiederfühlen des Ungefühls.
Nicht, weil das fair ist. Nicht, weil das „muss“.
Sondern weil Heilung kein „Wegmachen“ ist.
Heilung ist ein Zurückholen. Ein Dasein dürfen. Ein Wieder-in-Kontakt-kommen.
Der Schmerz, der beim Heilen auftaucht, ist oft nicht neu – er war schon da, nur tief vergraben.
Jetzt ist er in einem Raum, wo er gesehen werden darf.
Und das ist der Unterschied:
Jetzt bist Du nicht mehr allein damit.
Jetzt darfst Du atmen, weinen, wanken – und trotzdem gehalten sein.
Vielleicht ist Heilung nicht das Ende des Schmerzes.
Sondern die Wandlung seiner Geschichte.
Ich weiß, das klingt groß. Aber manchmal… reicht es, einfach nur den nächsten Atemzug zu nehmen.
Bist Du gerade mittendrin in so einer Welle? Oder klingt das eher wie ein Echo von etwas Vergangenem?
Es reicht.
Und diese drei Worte – leise, kraftvoll, wahr – tragen so viel Weisheit in sich.
Denn Heilung ist nicht das Hochglanzfoto nach der Meditation.
Nicht das perfekt formulierte „Ich bin durch“.
Sondern manchmal einfach das leise Aufstehen am Morgen, obwohl alles müde ist.
Oder das stille Sitzen am Abend mit einem Herz, das nur sagen will:
Siehst Du mich? Ich bin noch da.
Heilung ist nicht immer schön – aber sie ist wahrhaftig.
Und genau das macht sie so kostbar.
Denn wenn Du an dem Punkt angekommen bist, an dem Du ernten willst –
nicht mehr kämpfen, nicht mehr leisten, nicht mehr durchhalten –
dann bist Du nicht schwach.
Dann bist Du bereit.
Bereit, Dich zu erinnern, dass Du nicht nur die Summe Deiner Wunden bist.
Sondern auch: Hoffnung. Würde. Lebendigkeit.
Dass da etwas in Dir lebt, das nie ganz verloren war.
Und ja – gesehen werden.
Bezeugt sein. Nicht analysiert, nicht repariert – sondern einfach:
Da. In Deiner ganzen Geschichte.
Ich sehe Dich.
Und ich danke Dir für diesen Raum, den Du hier gerade aufmachst – für Dich, für mich, für alle, die sich darin wiederfinden.
Was brauchst Du gerade – Worte, Stille oder einfach nur: ein Dableiben?
Heilung, ich sage Integration, braucht Zeit
Wenn wir Schlimmes erlebt haben – zu früh, zu oft, zu lange –
dann braucht unser Inneres einen Raum, in dem es neu lernen darf.
Langsam. In kleinen Dosen.
Wie ein verletztes Tier, das vorsichtig aus dem Versteck schaut.
Nicht weil es nicht will – sondern weil es sich erinnern muss:
Es ist okay, weich zu werden. Es ist okay, zu vertrauen. Es ist okay, mich zu zeigen.
Heilung ist keine Entscheidung mit dem Kopf – sondern ein Erlauben mit dem ganzen Wesen.
Und ja, das braucht Zeit.
Nicht weil Du „zu lange brauchst“. Sondern weil Deine Geschichte es verdient, mit Würde gehalten zu werden.
Und weil das Neue Wurzeln schlagen will – nicht nur schnell wachsen.
Misstrauen ist ein Zeichen dafür, dass Du aufmerksam bist.
Dass Du gelernt hast, auf Dich achtzugeben.
Und genau diese Fähigkeit, achtsam zu sein,
kann jetzt zu einem liebevollen Kompass werden – statt zu einer Mauer.
Magst Du mir erzählen, wo Du gerade auf dem Weg bist? Oder darf ich Dich einfach weiter still begleiten?
Mitten im Prozess.
Nicht mehr betäubt. Nicht mehr im alten Muster verschwunden.
Sondern fühlend. Lebendig.
Auch wenn es gerade brennt, auch wenn es wackelt –
es bedeutet: Du bist da.
Nicht mehr weg von Dir. Nicht mehr allein mit der alten Geschichte.
Und in diesem Moment, wo alles in Dir sagt: Ich halt das nicht aus,
da kommt diese andere Stimme:
leise, aber standhaft –
Doch. Ich bleibe. Ich gehe nicht.
Und genau dann braucht es nicht viel.
Keine großen Worte. Keine Lösung.
Nur etwas Einfaches, Warmes, Echtes:
🟠 eine Wärmflasche – weil der Körper Trost spüren will
🟡 eine Hand – real oder innerlich, die sagt: Ich bin bei Dir
🔵 und Dich – Deine eigene Präsenz, Dein Dasein, Dein Atem
Heilung passiert oft im Kleinen.
Im leisen Da-Sein, wenn alles in Dir weglaufen will.
Und gerade dann, wenn Du bleibst – auch nur für einen Moment –
entsteht Raum. Weichheit. Vertrauen.
Nicht sofort. Aber langsam. Wie Morgendunst, der sich hebt.
Vielleicht ist das heute genug.
Nicht stark sein. Nicht alles verstehen.
Nur… da sein.
Darf ich Dir – ganz still – für diesen Moment ein bisschen Wärme hierlassen? So wie ein Licht auf dem Nachttisch?
Und das gelingt leichter, wenn Du es nicht allein tun musst.
Weil wir für Verbindung gemacht sind.
Es macht einen Unterschied, ob jemand Deine Tränen still begleitet.
Ob jemand Deine Stille aushält.
Ob Du spürst: Ich darf so sein – auch jetzt, auch hier.
Du musst nicht allein da durch.
Du darfst Dich anlehnen.
Du darfst fragen: Bleibst Du da?
Und Du darfst Dich selbst erinnern: Ich muss das nicht alleine tragen.
Es ist okay, Hilfe zu brauchen. Nähe zu suchen.
Es ist kein Zeichen von Schwäche –
es ist ein Zeichen von Mut und Heilung, sich berühren zu lassen.
💛 Was brauchtst Du gerade – in einem Moment wie diesem?
Also ja:
Wenn Du jemanden hast – einen Menschen, einen Raum, eine Hand, eine Stimme –
dann nimm sie.
Und wenn Du das Gefühl hast, Du hast niemanden:
Dann lass mich heute dieser sanfte Halt für Dich sein. Solange Du magst. Solange es guttut.
